von bischy & ToffieFee
November/Dezember 2002
Nachdem der Haustiger und die Wohnung sicher in der Obhut von Thomas gelassen worden waren, noch einmal 1000 Dank und unsere wärmste Empfehlung!!, machten wir uns am Mittag des 27.11.02 mit zwei Reisetaschen und zwei Rucksäcken auf den Weg Richtung Südafrika, das heißt, genauer gesagt links zur Tür raus und 50 m geradeaus zum Sendener Bahnhof. Der Zug brachte uns durch verregnete, schwäbische Nebellandschaften zunächst nach Ulm und dann weiter nach Stuttgart, bis zum Flughafen, wo man uns mitteilte, dass wir angeblich nicht auf der Reservierungsliste stehen würden. Schließlich nahm uns die Lufthansamaschine doch mit nach Frankfurt und wir konnten um 22:10 in den Flieger nach Kapstadt steigen, wo wir durch mehr oder weniger nahr- und schmackhafte Dinge aus der Bordküche, einem gar nicht mal üblen Radioprogramm, den Filmen "Die Borne Identität" und "Mr. Deeds", sowie der Anzeige wie hoch und wie schnell wir sind bzw. wie weit es noch ist, 12 Stunden lang bei Laune gehalten wurden. Ein Übriges taten die Bücher "Der Wettlauf zum Mars" und "Briefe in die chinesische Vergangenheit", sowie diverse Versuche, uns zusammen zu kuscheln und im Sitzen zu schlafen. Bei einem Zwischenstop am nächsten Mittag in Johannesburg wechselte die Crew und die Qualität des servierten Essens stieg plötzlich an. Hier war auch unser erster Kontakt mit den leckeren Safari Just Fruit Bars und sofort stand fest, dass unsere erste Handlung auf südafrikanischem Boden der Gang in den Supermarkt und der Erwerb von mindestens fünf Kilogramm dieser Fruchtriegel sein würde. |
Zwei Stunden und
zwei Tassen Kaffee später näherten wir uns Kapstadt vom Norden
her, flogen am Flughafen vorbei, drehten eine Ehrenrunde um den Tafelberg,
weil der Kapitän ein Spielkind war und der Tower es auch noch genehmigte,
und landeten dann vom Süden her, aus Richtung der False Bay. Sobald
wir aus dem Flieger gestiegen waren, wehte uns ein frischer Wind um die
Nase, denn man steigt in Kapstadt mitten auf dem Rollfeld aus und geht dann
den restlichen Weg bis zum Flughafengebäude zu Fuß - das ist
Afrika! Weil wir noch am Terminal unsere mitgebrachten Euros gegen südafrikanische Rand eingetauscht hatten, war auch sofort ein privates Taxiunternehmen bereit, uns (und zwei gesprächige Engländer sowie zwei weitere Deutsche) in einem weissen VW-Bus zu unserem Hotel zu fahren - überhaupt fahren in ganz Kapstadt nur weisse Autos, bevorzugt VW-Busse und Golf II herum. Gerry, unser gut gelaunter Fahrer und klassischer Rasta-Mann nützte die Fahrt zu einer kleinen aber feinen gratis Stadtführung, und es war fast zu schade, dass wir schon nach 20 Minuten am Hotel angekommen waren. Immerhin sind wir am Groote-Schuur-Krankenhaus vorbei gekommen, in dem am 3. Dezember 1967 die erste Herztransplantation stattgefunden hat, hatten unterwegs einen genialen Blick von der N2 über die Innenstadt, das Hafenviertel, den Atlantik und den Tafelberg, der mit Wolken überzogen war, wie ein Stück Kuchen mit Eiscreme und Schlagsahne. Nicht zu vergessen die Townships gleich in der Nähe des Flughafens, die inzwischen durchgehend mit Strom und fließendem Wasser ausgestattet sind und schräg gegenüber das teurerste Villenviertel der Stadt mit Stacheldrahtzaunumrandung. Dieser krasse Gegensatz von arm und reich begegnet einem überall und auch wenn man als Tourist ab und zu auf der Straße angebettelt wird, haben wir uns eigentlich nie belästigt oder bedroht gefühlt, obwohl wir viel zu Fuß unterwegs waren. |
Unser Hotel -The Cullinan |
Unsere erste Anlaufstelle war meist die Victoria & Alfred Waterfront, die nur 10 Minuten von unserem Hotel entfernt lag. Hier im Hafen findet man fast rund um die Uhr alles, was das (Touristen-) Herz begehrt. Eingerahmt vom atemberaubenden Blick auf den Tafelberg zur einen und den atlantischen Ozean zur anderen Seite, kann man dort stundenlang durch das Victoria Wharf Einkaufzentrum schlendern, in einem der vielen kleinen Restaurants lecker essen und trinken, in einem der Cafés Eis-, Kaffee- oder Kuchenspezialitäten genießen, in einem der Curio-Shops Postkarten, handgefertigte Schnitzereien und Schmuck kaufen, in einer der zahllosen Bars live Musik hören, im Two Oceans Aquarium große und kleine Meeresbewohner sehen und anfassen, im Telkom Exploratorium technische und physikalische Zusammenhänge begreifen, private Bootsrundfahrten machen oder vom Nelson Mandela Gateway aus nach Robben Island starten. |
Waterfront |
Blick von der Waterfront Richtung Tafelberg |
Um noch einmal zu den Restaurants zurück zu kommen, für 40 Rand, das sind umgerechnet etwa 4 Euro, bekommt man bereits ein Hauptgericht, ein Dessert und ein Getränk und hat dem superfreundlichen Kellner noch gut Trinkgeld gegeben. Die südafrikanische Küche ist sehr vielseitig und außerordentlich lecker. Beim Frühstück findet man neben englischem Gebäck, Toast, Würstchen, Spiegeleier mit Speck und Tomaten, gebackenen Bohnen und fritierten Pilzen frisch geerntete exotische Passionsfrüchte, Ananas, Melonen, Erdbeeren und Grapefruits. Europäische Einflüsse zeigen sich auch in Form von deftigen Eintöpfen, man findet Pfannkuchen, Pizza und Pasta, indische Gewürze geben allen Speisen das gewisse etwas. |
Südafrikaner beim Grillen |
Aber das Lieblingsessen aller Südafrikaner ist und bleibt wohl gegrilltes Fleisch, das "Braai" ist dort eine Art Nationalsport und gesellschaftliche Verpflichtung. Überall gibt es öffentliche Grillplätze, jede Familie hat immer und überall ihr eigenes Barbecue-Set dabei. Man brutzelt deftige schneckenförmig aufgerollte Mettwürste (Boerewors), marinierte Fleischstückchen am Spieß (Sosaties), Spareribs, T-Bone-Steaks, Hamburger, Lammkoteletts, Straußenfilet und Hühnchen, aber auch Maiskolben, Fisch und Meeresfrüchte. Dazu gibt es diverse Grillsaucen und Chutneys. Eine traditionelle Spezialität, die man unbedingt probieren muß und die man in jedem Supermarkt (oder auf einem Inlandsflug mit South African Airlines) als Snack bekommt, ist Biltong. Das sind luftgetrocknete Fleischstreifen oder -raspeln vom Rind, vom Strauß, von der Antilope oder anderen Wildarten, es gibt sie sogar vom Elefant. Vor Jahrhunderten waren sie einziger Reiseproviant auf langen Wanderungen, unsere Gaumen erinnerten sie ein bisschen an würziges, irgendwie exotisches Rauchfleisch. |
Tagesausflüge zum Tafelberg, ans Kap und in den Botanischen Garten in Kirstenbosch sind Pflicht für jeden Kapstadt-Touristen. Damit man uns nicht für solche hält (und weil fünf Tage in Kapstadt viel zu wenig sind - eigentlich sollte man dort sein ganzes Leben verbringen!!), haben wir uns den Botanischen Garten gespart. *g* Auf dem ca. 1080 m hohen Tafelberg haben wir in einer Stunde ungefähr hundert Fotos geschossen, die Aussicht und die Tatsache, dass man mitten in den Wolken steht und auf den Atlantik und die Stadt direkt unter sich blickt, ist einfach gigantisch. Außer vielen anderen kamerabewaffneten Touristen trifft man dort oben auch noch possierliche Klippschliefer, sonnenbadende Eidechsen, viele Vögel und eine Unmenge einzigartiger Pflanzen, die nirgendwo anders auf der Welt wachsen. |
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Auf der Fahrt
ans Kap entlang der Küste ließ uns der Gedanke keine Ruhe,
irgendwann ein Häuschen dort in den felsigen Hängen besitzen
zu wollen. Der Weg führte vorbei an den Stränden von Camps Bay
und Clifton, wo sich die Schönen und Reichen treffen, vorbei an vielen
Radfahrern, für die es keine schönere Trainingsstrecke geben
könnte, vorbei an bunten Straßenmärkten mit Holz-, Ton-
und Metallskulpturen, vorbei an einer Straußenfarm mit frei lebenden
Pavianen als Zaungäste, vorbei am Weinbaugebiet Constantia und dem
Städtchen Simons Town, wo die afrikanischen Jackass-Pinguine am Boulders
Beach leben. Das Kap der guten Hoffnung, das übrigens nicht
der südlichste Punkt Afrikas ist - dieser befindet sich ca. 150 km
weiter östlich am Kap Agulhas - ist weit weniger spektakulär
als man sich gemeinhin vorstellt, aber dennoch aufgrund der historischen
Bedeutung fast so beeindruckend wie die steilen, felsigen Klippen am Cape
Point und der weitreichende Blick über die ganze False Bay.
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Einen ganzen
Tag verbrachten wir in Century City, ein nördlicher, erst vor drei
Jahren errichteter Stadtteil von Kapstadt, wo sich das riesige Einkaufs-
und Vergnügungszentrum Canal Walk
befindet.
Es gibt einen hauseigenen Shuttle-Service, der zweistündlich zu allen wichtigen Hotels in der Innenstadt pendelt. Der Gegäudekomplex umfasst zwei riesige Bürotürme, eine Tiefgarage so groß wie das Ulmer Blautalcenter, ein Holiday Inn Hotel, einen Hubschrauberlandeplatz, eine künstlich angelegte Parklandschaft mit Bootsverleih direkt am Kanal, die Vogelinsel Intaka Island, den Freizeitpark Ratanga Junction und natürlich die vier Hauptetagen voll mit kleinen und großen Boutiquen, Supermarktketten, Cafés, Möbel- und Kolonialwarenläden, Computer- und Technikshops, Galerien, einem eigenen Food Emporium, wo es alles gibt von Hot Dogs, Waffeln, Nüssen, Biltong, Doughnuts, Baguettes und Pies bis hin zur Fudgery. Nicht zu vergessen, der drei Stockwerke umfassende McDonalds! Nachdem wir uns abschließend im "Checkers" mit Rotbuschtee, Blue Mountain-Kaffee, Macadamianuss-Brotaufstrich, Safari Just Fruit Bars, Melonenmarmelade, Nestlé Karamelcreme aus der Dose und Litchisirup eingedeckt hatten, verbrachten wir den restlichen Nachmittag in Ratanga Junction. |
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Von aussen gesehen
unterscheidet sich der Park nicht von europäischen Freizeitparks,
mal abgesehen von der Traumlandschaft, in der er sich befindet. Wenn man
über den Zaun spickt, sieht man ein paar Achterbahnen, einen Haufen
Botanik und natürlich auch Kassenhäuschen und einen riesigen
Parkplatz. Doch schon am Eingang bemerkt man den Unterschied: für
nur 90 Rand bekommt man ein "Rider-Ticket" und wird erst mal
durch die Sicherheitskontrolle geschickt - wie man sie vom Flughafen her
kennt. Nachdem sich das Personal davon überzeugt hatte, dass wir
weder Waffen bei uns tragen noch welche im Rucksack mit uns führen,
durften wir den Park betreten. Ratanga ist nicht wirklich groß,
dafür aber sehr großzügig angelegt. Die Wege sind so verschlungen
und wild bewachsen, dass man schnell den Überblick verliert. Leider
fehlt auch ein detailierter Parkplan, dafür gibt es aber ausreichend
Wegweiser zu den Hauptattraktionen. Der Park ist nicht in einzelne Themenbereiche
unterteilt, sondern stellt ein großes "Afrika-Dschungel-Expeditions-Abenteuer"-Konzept
dar - was durchaus gelungen ist. So ist die Palmenlandschaft mit Flüssen
und Seen durchzogen, über die sich an die Indiana Jones Filme erinnernde
Brücken spannen. Eine kleine Dampfeisenbahn schlängelt sich
ihren Weg durch das Unterholz, vorbei an alten Flugzeugwracks, Buschcamps,
Ethno-Hütten und rustikalen Burgen. Die akustische Berieselung, die
man im ganzen Park hört, besteht übrigens nicht aus irgendwelchen
Urwaldgeräuschen, sondern ist Standard 0815-Pop wie man ihn auch
im südafrikanischen Radio hören kann. Dies zerstört nicht,
wie man annehmen könnte, die Atmosphäre des Parks. Vor allem
nervt es nicht nach einer halben Stunde, wie es vermutlich irgendwelches
Tarzangeschrei tun würde. Das Theming des Parks ist überaus
gelungen, man fühlt sich sofort wohl, auch wenn man öfter mal
den richtigen Weg suchen muss. Die Verpflegung ist, wie überall in
Südafrika, köstlich, vielseitig und preisgünstig. Wir haben
uns ein fantastisches Menü aus Lemon & Herb-topped Chicken, Fried
Chips, Cream Soda und leckeren Eis-Waffeln genehmigt und uns dann frisch
gestärkt und gut gelaunt ins Abenteuer gestürzt.
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Unser Favorit
war "Monkey Falls", eine wunderschöne Wildwasserbahn, die
wirklich nur irgendwo in Afrika gebaut werden konnte, weil man unterwegs
unglaublich nass wird. Der beste Wartebereich befindet sich beim inverted
Coaster "Cobra", dort steht man in einer Art Höhlensystem
an, in das ca. zehn Terrarien integriert sind, in denen alle möglichen
großen und kleinen Schlangen leben. Will man diese live und in Aktion
erleben, sollte man auf keinen Fall die Schlangenshow im urigen Amphitheater
am See verpassen, die im Wechsel mit der Vogelshow einmal täglich
stattfindet.
Stahlharte Nerven braucht man für "Slingshot", schon beim Anblick des Höllenteils verließ uns der Mut. Man wird in einem Geschirr zwischen zwei Seile geschnallt, 30 Meter nach hinten in die Höhe gezogen, dort ausgeklinkt, um dann mit 90 km/h im freien Fall schräg nach unten zu rasen, wenige Zentimeter über dem Boden vorbei, auf der anderen Seite wieder in die Höhe und dort hilflos so lange hin und her zu pendeln, bis man endlich vom Personal wieder aus dem Ding befreit wird. Wir haben uns ausnahmsweise mal mit zuschauen zufrieden gegeben. *g* Eine weitere Attraktion, auf die wir verzichteten, in diesem Fall allerdings unfreiwillig und mit viel Bedauern, ist "Crocodile Gorge", die Dschungel-Rafting-Bahn, die an diesem Tag leider wegen Reparaturarbeiten geschlossen war, aber viel Spaß versprochen hätte. Ausgiebig fahren konnten wir dafür "Diamond Devil Run", eine rasante Mienenbahn, die in einem düsteren Endzeit-Szenario steht. Es geht zwei beachtliche Lifthills in einer alten Fabrikhalle hinauf und ansonsten immer nur ungebremst durch mehrere Kurven hinunter, hier entstand auch unser Lieblings-Onride-Foto. Das touristische Plus: man hat unterwegs einen tollen Blick auf den Tafelberg! Im "Bushwacker", einer kleineren Achterbahn, hatten wir das Vergnügen, in der letzten Blockbremse hängen zu bleiben und wurden ganz alleine von einer einzelnen kräftigen Afrikanerin in den Bahnhof zurück geschoben. Applaus! In der "Tarantula", einer Art großen rotierenden Bank an zwei beweglichen Gelenken, wie man sie auch vom Volksfest her kennt, kamen wir uns ein bißchen vor wie im Mixer und das Quietschen der Lager verhinderte, dass wir unbedingt noch ein zweites Mal fahren wollten. "Congo Queen", die Schiffschaukel war gerade außer Betrieb und leider fehlte uns zum Anstehen zwischen einer Horde Jugendlicher ein bißchen die Geduld. Auch für "Stargazer", eine nette kleine Wasserrutsche, auf der man in einem Schlauchboot runterfährt, waren wir eigentlich schon fast zu alt, aber eine witzige Abkühlung wars trotzdem. |
Monkey Falls Cobra und Tarantula |
Unser Aufenthalt im Krüger Nationalpark und der Hauptsinn unserer Reise, nämlich das Erleben der Sonnenfinsternis am 04.12.02, gestaltete sich komplett anders, als das halbe Jahr zuvor geplant. Am Vortag des Abflugs von Kapstadt nach Phalaborwa teilte uns das Reisebüro mit, dass unsere Reservierung für das Punda Maria-Camp nicht bestätigt sei und dass das Camp wegen der Sonnenfinsternis sowieso schon seit einem halben Jahr komplett ausgebucht sei - haha, vielen Dank fürs Gespräch! Den Versuch uns im "Winkler Hotel" unterzubringen, konnten wir gerade noch einmal abbügeln, nachdem wir - dem Internetzugang des Cullinan Inn sei Dank! - herausgefunden hatten, dass dieses 400 km weiter südlich und deshalb gänzlich außerhalb der Totalitätslinie liegt. Charmaine Reddy von Welcome Tourism in Johannesburg, die uns in den fünf Tagen während zahllosen Telefongesprächen richtig ans Herz gewachsen ist, brachte uns schließlich kurzfristig und unbürokratisch im Hotel Impala Inn in Phalaborwa-Zentrum unter und bot uns sogar einen Shuttleservice zur "Eclipse Viewing Zone" an, den wir dann in letzter Minute doch nicht nutzten. Seit 11.08.99 wohl wissend, dass eine SoFi auch immer ein Verkehrschaos mit sich bringt und fürchtend, dass wir früh morgens irgendwo im Stau außerhalb der Totalitätslinie stecken bleiben könnten und alles war für die Katz, machten wir uns noch am 03.12.02 gegen 18:30 Uhr in unserem gemieteten weißen Mazda Etude auf in Richtung Punda Maria Gate. Wenn man einmal 300 km weit bei Nacht (afrikanischer Sonnenuntergang: ca. 19 Uhr, Sonnenaufgang: ca. 5 Uhr) in einem rechtsgesteuerten Auto auf der linken Straßenseite mit 120 km/h über schlecht beleuchtete Landstraßen ohne linke Fahrbahnmarkierung, dafür aber mit plötzlich auftauchenden Fußgängern und nicht angekündigten Baustellen rast, hat man im südafrikanischen Stadtverkehr eigentlich keine Probleme mehr. Nicht einmal mit links vor rechts. *g* |
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Gegen 22 Uhr
erreichten wir das Tor, vor dem bereits etwa 20 Autos standen. Obwohl
es wenig empfehlenswert ist, in dieser Gegend im Freien zu übernachten,
neben den vierbeinigen wilden Tieren gibt es dort im Gebüsch vor
allem Giftschlangen und Moskitos, war die Straße in dieser Nacht
ein internationaler Treffpunkt nicht nur für Astronomie-Begeisterte
und unsere Mühen wurden mit einem klaren Blick auf den prächtig
funkelnden südlichen Sternhimmel belohnt. Als die Tore um 4 Uhr morgens
geöffnet wurden, hatte sich eine kilometerlange Autoschlange gebildet,
aber durch die gute Organisation des Parks und militärische Unterstützung
war eine blitzschnelle Abfertigung möglich und schon eine halbe Stunde
später konnten wir für eine dringend benötigte Pinkelpause
nach Punda Maria fahren. Ab jetzt befanden wir uns schon mal in der Totalitätslinie
und wir wollten eigentlich nur nach Shingwedzi weiterfahren, weil dort
die offizielle Tour hinging und danach eine große Party steigen
sollte. Allerdings platze das Camp bereits um 6 Uhr aus allen Nähten
und mußte frühzeitig geschlossen werden. Statt dessen wurden
entlang der Straße, die dorthin führt tausende von Parkplätzen
abgesteckt, Klohäuschen aufgestellt, Snackbars eingerichtet und sogar
Stühle bereit gehalten und bewaffnete Ranger sorgten für die
nötige Sicherheit, da man den Krügerpark ja normalerweise wegen
den wilden Tieren besucht... an diesem Morgen war allerdings kein einziges
zu sehen. Dafür war der Himmel grauenhaft bewölkt und wir mußten
zwei Stunden lang zittern, bis wir um 7:12 Uhr schließlich doch
den Beginn der partiellen Phase sehen konnten. Zwar meist durch einen
dünnen Wolkenschleier, wodurch man sich das Aufsetzen der Schutzbrillen
sparen konnte, aber ab und zu zog auch ein freundliches Wolkenloch vorbei.
Mit Beginn der Totalität um 8:19 Uhr verdunkelte sich die Wolkensuppe
und ein paar Vögel flatterten kreischend in niedrigen kleinen Kreisen
durch die Luft. Da der Himmel sonst nichts hergab, blickte man zum Horizont,
sah den Schatten kommen und wußte schlagartig, was diese Vögel
so beunruhigte. Nach etwa einer Minute, in der wir gespannt, andächtig,
befremdet, tief bewegt, aber auch irgendwie frustriert in der kalten,
windigen Dämmerung standen und die Hoffnung auf einen klaren Blick
auf die Corona schon fast aufgegeben hatten, blitzte eine silberne Sichel
auf und schnitt sich ihren Weg entlang der schwarzen Scheibe durch die
letzten dünnen Wolkenfetzen, bescherte uns zehn Sekunden Glückseligkeit
und wurde wieder vom Himmel verschluckt. Bereits weitere fünf Sekunden
später war alles vorbei, es wurde wieder hell und uns wurde bewußt,
wie knapp wir davor waren, das beste zu verpassen. Diese Erkenntnis machte
das Erlebte rückwirkend noch ein Stückchen kostbarer und obwohl
die abschließende partielle Phase noch andauerte, herrschte schon
überall Aufbruchstimmung. Wer seinen Grill nicht dabei hatte, also
kein Südafrikaner war *g*, machte sich auf den Weg in das nächste
Camp zum Mittagessen - um halb neun Uhr morgens. Shingwedzi wurde für
die große Party wieder geöffnet und um neun tobte dort der
Bär und flog die Kuh. Wer schon gegessen hatte, durchstöberte
den Shop nach SoFi-Souvenirs und wer kein SoFi-T-Shirt kaufte, der hatte
schon eins an. :-)
Gegen Mittag machten wir uns totmüde auf den Heimweg und obwohl sich inzwischen wieder ein paar Tiere zeigten, wurden sie kaum beachtet. Als wir gegen 15 Uhr unser Hotel erreichten, mußten wir feststellen, dass auch die anderen Gäste an diesem Nachmittag wenig Lust auf Safari hatten und sich früh in ihre Zimmer verkrochen. |
Dabei ist eine
Pirschfahrt im eigenen Auto (bzw. Mietwagen) super spannend, es machte
uns die anderen drei Tage lang irrsinnig Spaß nach wilden Tieren
in ihrem natürlichen Lebensraum Ausschau zu halten. Nichts ist aufregender,
als wenn plötzlich eine Giraffe um die Ecke biegt und hoch über
einem aufragt... doch, ich gebe zu, ich wäre sooo gerne einem Löwen
begegnet, aber leider waren die wohl zu unserer Zeit am anderen Ende des
Parks unterwegs. Dafür haben wir aber ein paar nette Fotos von Antilopen,
Büffeln, Elefanten, Pavianen, Zebras, Giraffen, Schildkröten
und sogar von einem Warzen-schwein machen können. Vors Fernglas bekamen
wir auch Waterboks, Kudus, Krokodile und Nilpferde.
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Leider viel
zu früh mußten wir am 06.12.02 um 8:00 unseren weißen,
jeden Morgen frisch geputzt dastehenden Mazda am Avis-Schalter des Flughafens
von Phalaborwa wieder zurück geben. Dieser Flughafen ist das afrikanische
Gegenteil von "as ugly as an airport" und könnte übrigens
genauso gut im Eurodisney stehen, sogar die Toiletten sind wunderschön
dschungelmäßig durchgestylt. Nachdem wir die Sicherheitskontrolle
passiert hatten, die in einem gelangweilten Durchwinken bestand, fanden
wir uns eine Stunde später am Johannesburger Flughafen zu einem zehnstündigen
Aufenthalt wieder. Dieser ist alles andere als schön und da wir schon
drei oder vier Stunden postkartenschreibend und digicambilderanguckend
in einem römischen Café bei aztekischer Schokolade, australischem
Gebäck, amerikanischem Kuchen, brasilianischem Kaffee und französischem
Salat verbracht hatten und superfreundlich von afrikanischen Nikolaus-bemützten
Kellnerinnen bedient worden waren, blieb uns für die restliche Zeit
nur noch das Rumgammeln zwischen ebenfalls wartenden Engländern auf
dem "aircraft viewing deck", wo es weder Sitzgelegenheiten noch
Freßautomaten gibt.
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Nachdem das Abfluggate innerhalb von fünf Minuten dreimal verlegt wurde und die Air Emirates-Maschine nach Dubai um 20:45 schließlich doch noch gestartet war, konnten wir mit einer dreiviertel Stunde Verspätung auch endlich Richtung Frankfurt abheben. Leider war der Flug komplett überbucht und da wir das Angebot, die Nacht in Johannesburg zu bleiben und erst am nächsten Morgen zu fliegen dankend abgelehnt hatten, immerhin hatten wir zu dem Zeitpunkt schon zehn Stunden gewartet, mußten wir uns mit zwei getrennten Sitzplätzen am Gang zufrieden geben. Die erste Reihe hinter der Bordküche gab tiefe Einblicke in das stressige Leben einer Stewardess (nein danke!) und bot uns wenigstens etwas mehr Beinfreiheit. Am nächsten Morgen um 6:45 erreichten wir Frankfurt, spurteten durch "den Tunnel", der uns schon im Flieger als Erlebnis angepriesen wurde und der den kürztesten Weg zum Abfluggate nach Stuttgart darstellte - naja, eigentlich sind wir mehr oder weniger versehentlich hinein geraten, aber egal... es handelt sich dabei um eine Art ebene Rolltreppe in einer ca. 500 m langen Röhre, die mit plätschernden Geräuschen und Meditationsmusik beschallt wird und mit Scheinwerfern in immer wieder wechselnden Farben ausgeleuchtet ist - sehr hübsch, nur leider waren wir zu gehetzt, um es zu genießen. Gegen halb acht setzten wir in Stuttgart zur Landung an und wurden damit leider um einen Sonnenaufgang über den Wolken gebracht. Dafür kamen wir aber bis zum Boden gar nicht mehr aus den Wolken raus, oder war es besonders dichter Nebel? Und so gab es keinen Zweifel mehr - wir waren zurück in Deutschland! Also standen wir ein paar Minuten später mit etwa 100 anderen Passagieren in Stuttgart vor dem Gepäckband - und warteten vergeblich, da unser Gepäck es vorgezogen hatte, noch ein Weilchen in Frankfurt zu bleiben. Um halb zehn hatten auch wir endlich bei einer der drei netten Damen am "lost baggage"-Schalter eine komplette Beschreibung unserer drei Reisetaschen (eine hatten wir in Südafrika dazu gekauft, damit wir alle Mitbringsel verpackt kriegen) abgeliefert und unsere Adresse hinterlassen. Leicht genervt und im T-Shirt machten wir uns auf zur S-Bahn, die uns gerade rechtzeitig zum Hauptbahnhof brachte, um den ICE nach Ulm noch zu erwischen. Da wir keine Lust auf weitere bibbernde Aufenthalte an kalten deutschen Bahnsteigen hatten, schickten wir einen SMS-Hilferuf zu Thomas, der sofort seinen Corsa anheizte und uns um halb zwölf in Ulm abholte. Dankeschöööön!! |